Der Einzelhandel und E-Commerce – das passt oftmals nicht wirklich zusammen. Da gibt es auf der einen Seite die Händler, die vielfach die Augen verschließen, den Online-Handel ignorieren und auf ihre Stammkunden setzen. Und ab uns zu verirrt sich ja auch noch ein neuer Kunde ins Ladenlokal … Klingt erstmal sehr krass – ist aber leider Realität und funktioniert unter gewissen Umständen sogar (noch). Und es ist teilweise sogar nachvollziehbar. Oftmals sind die nötigen Ressourcen und das technische Know-how für den E-Commerce nicht vorhanden. Und manchmal passen auch die Produkte einfach nicht zum Online-Handel.
Auf der anderen Seite gibt es die Aufgeschlossenen, die online affin sind, einen eigenen Web-Shop betreiben und im besten Fall auch noch über andere Kanäle wie ebay oder Amazon verkaufen. Sie bauen sich so ein zweites Standbein auf und haben das stationäre Ladenlokal noch als zusätzlichen Trumpf in der Hinterhand – eine Kombination, die gut funktionieren kann.
Unter dem Strich verliert der stationäre Einzelhandel aber von Jahr zu Jahr Umsätze an die Global-Player im Internet. Die Frequenzen in den Innenstädten gehen zurück, Leerstände sind an der Tagesordnung. Was tun? Zwei Lösungsansätze halten wir für praktikabel. Die Attraktivität der Innenstädte durch Gastronomie und Dienstleistung stärken, also die Leistungen in den Vordergrund stellen, die online nicht abbildbar sind. Der Einzelhandel spielt dann zwar nur eine Nebenrolle – in Kombination mit flexiblen Öffnungszeiten und gutem Service kann das aber funktionieren. Gibt es zum Beispiel ein gutes gastronomisches Angebot, werden die Kunden so in die Innenstadt geholt und tätigen dann hier auch direkt ihre Einkäufe. Vorausgesetzt, die Öffnungszeiten passen. Auch Dienstleistungen wie Friseure, Änderungsschneider oder Arztpraxen können Frequenz in die City bringen. Davon können die Händler profitieren.
Ein anderer Ansatz ist der Stadtgutschein. Möglichst viele Händler, Dienstleister und Gastronomen schließen sich zusammen, akzeptieren den Stadtgutschein und binden somit Kaufkraft im Ort und sorgen für Frequenz. Sinnvollerweise sollten die Gutscheine auch online angeboten werden und die gesamte Abwicklung für die Verrechnungsstelle mit abdecken. Hier können dann auch Unternehmen mitmachen, die nicht direkt im Stadtkern angesiedelt sind und trotzdem den Standort stärken wollen. Industriebetriebe und Verwaltungen können den Gutschein als Belohnung für Mitarbeiter nutzen und so ebenfalls den Standort attraktivieren. Das wichtigste ist aber wohl: der Einstieg in den E-Commerce ist so für den Einzelhändler denkbar einfach. Er muss keine Produktpflege betreiben, muss sich nicht mit den rechtlichen Grundlagen auseinandersetzen oder die Logistik inkl. Retouren managen. Er muss einfach nur den Gutschein akzeptieren und dann den Kunden mit seinen Leistungen und Produkten überzeugen und so zum Stammkunden machen. Dann greift auch automatisch wieder die These aus der Einleitung dieses Beitrags …