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Amazon: Fluch oder Segen?

Peter Giesen ist ein Multitalent – und Amazon-Coach.

Hier gibt er als Unternehmer vom scheissladen.com Einblicke in seine Erfahrungen mit dem Unternehmensgiganten.
Kann man ohne Amazon erfolgreich sein?
Welche Chancen bietet die Plattform?
Einfach über Amazon neue Märkte erobern?
Wo liegen die Fallstricke beim Verkauf ins Ausland?
Warum gab es Ärger mit einem Trink-Brettspiel?

Hier das Interview zum Nachlesen:

 

Klaus Weßendorf: Hallo und herzlich willkommen zur neuen Folge von „Wessi´s Digitalk“. Mein heutiger Gast Peter Giesen. Hallo Peter!

Peter Giesen: Herzlich willkommen hier! Danke Klaus!

Klaus Weßendorf: Schön, dass du da bist, Peter.

Peter Giesen: Danke, dass ich da sein darf.

Klaus Weßendorf: Wir werden ein spannendes Thema haben, drei Themen, und mit dem spannendsten fangen wir an. Amazon Coach, bei LinkedIn nennst du dich Amazon Coach. Amazon, was hat dich dazu bewogen und was macht ein Amazon Coach?

Peter Giesen: Ach, dazu bewogen hat mich ganz viel. Ich meine, wir handeln ja 13 Jahren auf der Plattform.

Klaus Weßendorf: Mit dem Scheißladen?

Peter Giesen: Auch damit, ja, also mit Geschenkartikeln. Inzwischen 60.000 Artikel, 44.000 Artikel online. Und was gibt’s Schöneres, als Menschen diesen Weg einfacher zu machen mit einem Wissen, was ich schon habe? Also hätte ich jemanden gehabt früher, vor 13 Jahren, dann hätte mich das in Summe etwa 250.000 Euro weniger gekostet. Weil das war mein Lehrgeld, was ich zu zahlen hatte.

Klaus Weßendorf: Also du hast investiert an (unv. #00:01:16.3# Know-how)-Aufbau?

Peter Giesen: Ich habe reichlich in Wissen investiert. Hätte ich nicht machen brauchen, aber das Gesetz der Erziehung hat gesagt, du brauchst das wahrscheinlich jetzt gerade. Und dementsprechend haben wir es manchmal teuer eingekauft über Abmahnungen, über Markenschutzrechtsverletzungen.

Klaus Weßendorf: Kontosperrung auch, oder nicht erlebt?

Peter Giesen: Kontosperrung auch, zweimal Suspendierung. Das ganze Repertoire. Und das führte dazu, dass …

Klaus Weßendorf: Das hört sich auch wie ein polizeiliches Führungszeugnis an?

Peter Giesen: Ja, so ungefähr. Es gibt so einen schönen Satz: Wenn du einen Berg besteigen möchtest, dann suche dir einen Bergführer, der schon etliche Male oben war. Und nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei Sturm, bei Hagel, bei Chaos, Schnee, der wirklich weiß, wie es geht. Und bitte nicht jemanden, der nur aus Büchern oder aus vielleicht mal einem Seminar her weiß, wie man da oben hochkommt und das nur bei Sonne. Und das ist so das, was mich manchmal so ein bisschen an triggert. Egal, ob das Menschen mit mir machen, aber wenn sie auf der Suche sind nach Experten, die sie begleiten auf dem Weg in Richtung Amazon, dann sollten sie bitte auch welche finden, die noch aktiv handeln und die nicht irgendwie, weil sie so großen Erfolg hatten, vor sechs Jahren schon aufgehört haben, weil zu viel Geld ist auch nicht gut im Leben.

Klaus Weßendorf: Okay. Ich hätte da eine Kontonummer, falls das ein Problem sein sollte. Wenn du ein Buch schreiben würdest über Amazon, dann würde es wahrscheinlich heißen: Amazon, Fluch und Segen. Oder?

Peter Giesen: Ja, woher weißt du das?

Klaus Weßendorf: Weil ich kenne dich länger und ich weiß, dass du die ersten Jahre geflucht hast. Das war wahrscheinlich 250.000 Euro Know-how-Aufbau.

Peter Giesen: Amazon ist ein Fluch und ein Segen, und bei mir schlagen wirklich so zwei Herzen in einer Brust. Einmal das stationäre Einzelhandelsherz, und das andere natürlich auch das Online-Herz. Und ich habe für mich die Entscheidung getroffen, nur das Gute für mich bei Amazon rauszuholen. Weil es ist immer eine Frage der Werte, die wir haben, die wir in uns tragen. Und jetzt ist Jeff Bezos nicht jemand, der sehr, wie nennen wir es, moralisch jetzt weniger, aber der sehr auf seine Mitarbeiter, auf seine Angestellten achtet, sondern da gibt’s ja ganz andere Themen noch in den …

Klaus Weßendorf: Also Achtsamkeit ist nicht die große Stärke?

Peter Giesen: Ist nicht so Wertschätzung, auch nicht unbedingt wirklich. Wenngleich ich ihn ja gar nicht persönlich kenne, also von daher vermag ich mir auch nicht unbedingt dieses Bild. Aber auf der anderen Seite, so wie Amazon geführt wird, ist nicht die Art, wie ich mein Unternehmen führe. Hat aber zur Folge gehabt, dass ich mir die Frage stellte: Wenn ich mein Unternehmen großmachen möchte, dann kann ich das nicht einfach nur mit einem Webshop machen. Meine eigene DNA ist sicherlich ganz nett und schön, aber wir wissen, dazu bedarf es ein bisschen mehr, dazu muss ich auch Geld in die Hand nehmen und bei Google einfach mal ein paar Ads schalten. Und ich habe gesagt: Okay! Das muss auch anders gehen.

Klaus Weßendorf: Und ohne Amazon ist kein Wachstum möglich. Würdest du das unterschreiben?

Peter Giesen: Und ohne Amazon ist in der jetzigen Zeit kein Wachstum möglich, weil auf der Plattform sind 40 Millionen Deutsche. Es gibt knapp 18 Millionen Prime-Kunden, multipliziert mit 2, also 2 Haushalte, manchmal, da reden wir schon über 35 Millionen Prime-Kunden. Und das ist schon ein enormes Wachstum, was möglich ist. Wenn die Menschen es dann vernünftig hinbekommen, das Fundament zu legen, weil daran scheitert es ja oftmals, viele meinen einfach, mit so einem Produkt-Upload: Ja! Jetzt kann ich die Welt erobern auf Amazon. Und schießen da einfach mal hunderte Produkte hoch. Nein. Das ist auch der Grund, warum nur, das muss man sich mal vorstellen, 240.000 Verkäufer gibt’s auf Amazon. Und von diesen 240.000, fast eine Viertelmillion Verkäufer, ist lediglich mal 0,7 %, noch nicht mal 1 %, so erfolgreich, dass sie einen Umsatz von über 800.000 Euro machen.

Klaus Weßendorf: Ja, das finde ich spannend. Und noch spannender finde ich die Fragestellung: Von diesen 240.000 Amazon-Händlern, wie viele verdienen überhaupt Geld?

Peter Giesen: Das sind nicht viel. Weil das Fundament einfach nicht gelegt wird. Das heißt, die eine Zahl sind diese 0,7 %, die andere Zahl sind 5 %. 5 % davon machen lediglich einen Umsatz, jetzt zehnteln wir das mal, 80.000. Ich meine, das ist Umsatz, das ist kein Ertrag, das ist kein Gewinn vor Steuern, das ist Umsatz. Das heißt, da muss die DHL …

Klaus Weßendorf: Man merkt, du bist Geschäftsmann, du kennst den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn.

Peter Giesen: Ja. Und da habe ich manchmal den Eindruck, den kennen viele bei Amazon nicht. Weil da wissen auch viele nicht, dass sie vielleicht noch die 15 % Prozent Handling Fee von Amazon abzudrücken haben. Ach, da gibt’s ja noch die 19 % Mehrwertsteuer. Und ach, Mist, der Karton kostet ja auch noch und die Verpackung ja auch noch. Und ich habe ja auch noch einen Menschen, der das einpackt. Ei-ei-ei-ei!

Klaus Weßendorf: Wie hoch sind die Rückholquoten bei Amazon?

Peter Giesen: Oha!

Klaus Weßendorf: Ähnlich hoch wie im eigenen Laden, auf scheissladen.de zum Beispiel, oder höher, niedriger?

Peter Giesen: Nein. Also wir haben eine sehr geringe Retourenquote. Die liegt gerade mal bei 2 %. Also überhaupt nicht zu vergleichen mit Textilien, die aber weit über 50 % liegen, wo die Menschen einfach dieses hier in Farbe dunkelblau in 52 und 48 und 104 noch mal kaufen.

Klaus Weßendorf: Steht dir übrigens in der Größe und der Farbe besonders gut.

Peter Giesen: Vielen Dank! Ich habe jemanden zu Hause, die macht das. Als nicht den Stoff, sondern die kleidet mich manchmal ein. Und da ist die Retourenquote, kommt auch immer darauf an, wie gut das Angebot ist. Es sind zwei verschiedene Paar Schuhe, einmal sicherlich die Branche, in der ich unterwegs bin. Das ist einfach, Mode hat einfach eine hohe Retourenquote oder Schuhe. Alle anderen Geschenkartikel oder viele andere, oder Schreibwaren oder vielleicht ein bisschen Technik, da hat der Kunde sich schon im Vorfeld gut informiert und da ist die Retourenquote nicht so hoch.

Klaus Weßendorf: Wie sind den eine Erfahrungen, bei Textilien kennt man es, wird breit diskutiert, man bestellt sich drei verschiedene Größen, zwei Farben, natürlich geht was zurück. Vieles kann nicht wiederverkauft werden, weil beschädigt oder schmutzig oder muss aufgearbeitet werden, aufwändig. Wenn bei dir was zurückkommt, kann man das verwenden noch, oder ist das im Prinzip auch Ausschuss?

Peter Giesen: Es kommt drauf an. Der Artikel wird geprüft, aber der wird nicht so geprüft, dass wir da wirklich so sorgfältig reinschauen. Sondern in der Regel ist irgendetwas dabei, und dann ist es B-Ware. B-Ware, und das unser Vorteil, wir haben einen große Lagerverkauf, so knapp 2000 Quadratmeter.

Klaus Weßendorf: Also ist wirklich online und offline, eine Kombination und ein Gewinn an der Stelle?

Peter Giesen: Ja. Also wir schmeißen nichts weg, definitiv nicht. Und wenn ein Blechschild, beispielsweise ein Retro-Blechschild, Harley Davidson, Kellogg’s …

Klaus Weßendorf: Kenne ich von Guinness: „No Way too long for my Guinness“.

Peter Giesen: Zum Beispiel Guinness, so schön nostalgisch aufbereitet. Und wenn da mal halt ein Knick drin ist, und wir einfach auch mal vielleicht mit einem Hämmerchen drangehen und das ein bisschen geradesetzen, dann ist es noch ein bisschen nostalgischer. Also da könntest du theoretisch noch mehr Geld dafür verlangen. Nein, machen wir nicht. Und dann geht das halt für 2, 3 oder 4 Euro halt raus. Wir haben immer ein paar Paletten im Lager stehen, die wir dann im Sommer oft mal komplett alle nach draußen fahren und dann jedes Teil irgendwie 1, 2 Euro, so machen wir es dann.

Klaus Weßendorf: Amazon.de kennen wir als Plattform. Hört sich für einen Neueinsteiger sehr einfach an, kann ich jetzt auch nach Holland und Frankreich verkaufen. Wie hältst du es damit? Oder sind das komplett andere Märkte?

Peter Giesen: Nein. Sind keine komplett anderen Märkte. Das Schöne ist, du sagst, es ist komplett schön einfach. Das ist unser Wissen, wir haben einen schönen Online-Kurs gemacht erfolgreich-auf-amazon-verkaufen.de. Wer da Interesse hat, gerne mal reinschauen, weil da nehmen wir wirklich die Menschen komplett an die Hand für wenig Geld. Und da wird auch gezeigt, wie ein Verkäuferkonto aufbereitet wird. Und jetzt sind wir bei einem ganz interessanten Thema, das triggert mich immer. Wenn so Amazon-Experten kommen, die sagen: Du brauchst nichts machen und verdienst Millionen und kannst weltweit verkaufen.

Klaus Weßendorf: Da sollte man grundsätzlich vorsichtig sein, wenn jemand sagt, du verdienst Millionen (unv. #00:09:11.5#)

Peter Giesen: Ja okay, sagen wir 100.000, geht auch. Aber dann so, weißt du, langsam schwellt sich dann hier so, geht der Bluthochdruck hier hoch.

Klaus Weßendorf: Ich habe das schon mal erlebt bei dir. Ich bin gespannt, was du jetzt sagst.

Peter Giesen: Ach nein, ich darf ein bisschen auf die Ausdrucksweise achtgeben. Aber es ist einfach nicht fair, sondern auch, wir reden ja dann in diesem Moment über Fulfillment und FBA.

Klaus Weßendorf: Also das wäre die nächste Frage: Wie wichtig ist Amazon als Plattformen und wie wichtig ist Fulfillment, der ganze Logistikablauf?

Peter Giesen: Ja, wichtig. Also wenn wir starten, dann grundsätzlich immer nur als Händler oder als Verkäufer, die aus dem eigenen Lager raus verkaufen, das heißt, die eigene Erfahrungen machen. Und wenn das gesetzt ist mit Erfahrungen und wir wissen, wie die Plattform funktioniert, dann begleiten wir die Menschen auf die nächste Stufe. Da spielt dann richtig die Musik, das ist dann Fulfillment bei Amazon. Das heißt, da werden Paletten in Richtung Amazon verschickt, egal ob Koblenz oder Kamen oder Dortmund oder wohin auch immer.

Klaus Weßendorf: Gibt’s da Unterschiede für dich, egal wo es ist? Oder gibt’s da Qualitätsunterschiede?

Peter Giesen: Nein, das wird ja vorgegeben. Also wir können nicht entscheiden, ob wir es jetzt beispielsweise jeweils vielleicht am nächsten, nach Kamen schicken.

Klaus Weßendorf: Oder demnächst nach Polen.

Peter Giesen: Das geht sowieso nach Polen. Amazon leitet es dann direkt von Kamen direkt weiter am Ende nach Tschechien oder nach Polen. Und dann sind wir in einer Situation, das heißt, wir werden steuerpflichtig in Tschechien. Das wissen nur die wenigsten. Das heißt, die Ware geht aus Deutschland zurück nach Tschechien, die wird da eingelagert. Das heißt, in dem Moment, wo die Ware von Tschechien aus nach England geht, blödes Beispiel gerade, sagen wir mal Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Schweden, Niederlande jetzt neu rausgeht, …

Klaus Weßendorf: Übrigens spannend mit Polen, Polen hatte lange keinen Amazon Shop, ne?

Peter Giesen: Ja, haben sie.

Klaus Weßendorf: Jetzt neu, ne?

Peter Giesen: Jetzt ganz neu. Und dieses Potenzial, ich hatte gerade die 40 Millionen in Deutschland angesprochen, das sind ja Millionen, und wie will ich das mit einem eigenen Webshop hinbekommen? Keine Chance! Ich meine, ihr macht ja auch tolle Shops. Also so gut kannst du gar nicht verkaufen, als dass du so gut verkaufen kannst, dass er dir das glaubt.

Klaus Weßendorf: Anfang des Jahres, das ist mal eine Challenge, die du grad aufgestellt hast.

Peter Giesen: Eine Challenge. Ja.

Klaus Weßendorf: Wie wichtig sind Daten? Auch großes Know-how?

Peter Giesen: Wenn wir auf Clubhouse aktiv sind, sind Daten überhaupt nicht wichtig, weil die greifen ja komplett auf deine Kontakte über.

Klaus Weßendorf: Ich meinte jetzt Produktdaten für einen Shop.

Peter Giesen: Okay! Gut.

Klaus Weßendorf: Habt ihr auch da eine schmerzhafte Lernkurve gehabt?

Peter Giesen: Ja. Definitiv. Ach, da gibt’s so viele Stories. Und da sind wir wieder bei der Retourenquote. Das heißt, auch die Rückfragen, Amazon ist ja so aufbereitet, dass die Kundenzufriedenheit, nichts höher einzuschätzen gilt bei Amazon als die Kundenzufriedenheit. Und wenn ein Kunde Fragen hat, dann ist das Produktangebot scheiße. Entschuldigung! Dann ist das nicht gut. Weil diese Frage, die hier auftaucht, die hätte in dem Produktangebot auftauchen müssen.

Klaus Weßendorf: Also Produktbeschreibung dann. Oder Produktvideo?

Peter Giesen: Produktvideo ist immer toll, immer sowieso verschiedene Bilder. Oder wenn ich zwei Stück von einer Sorte anbiete oder drei. Das heißt, wenn ich dann eben so einen Dreierset abbilde, dass auch dreimal dieses Produkt da ist. Und nicht nur einmal und der Kunde fragt: Aber ich habe doch drei angeklickt, kriege ich jetzt drei, die da auf dem Bild sind? Das ist eine ganz einfache Frage. Bist du in der Materie, du brauchst dich ja einfach nur auf diesen Stuhl des Kunden setzen und fragen: Was macht (unv. #00:12:40.0# ihr?). Und das machen wir ganz oft, das macht mein Team immer wieder. Wir haben auch am Anfang lernen dürfen. Und schmerzhaft sind dann so Dinge, kennen wir alle, wir kennen alle „Mensch ärgere dich nicht“, und es gibt ein Trinkspiel. Ein Trinkspiel so, statt diese kleinen Püppchen sind das kleine Trinkgläser in der gleichen Farbe, blau, grün, gelb, rot. Gleiche Spielregeln. Und eine Kollegin hatte das vor vielen Jahren dann angelegt unter „Mensch ärgere dich nicht“ Trinkspiel.

Klaus Weßendorf: Ich bin jetzt gespannt, ob eine Sechs da auch gut ist oder schlecht.

Peter Giesen: Ja.

Klaus Weßendorf: Sag mal weiter, ja.

Peter Giesen: Ich weiß nicht, wie lange das gedauert, kann ein Jahr, ein halbes Jahr, zwei Jahre, das entzieht sich jetzt meiner …

Klaus Weßendorf: So lange habt ihr „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt?

Peter Giesen: Ja. Haben wir es verkauft und wir verkaufen es immer noch. Eines der besten Trinkspiele überhaupt im Sortiment bei uns.

Klaus Weßendorf: Zu Corona wahrscheinlich wunderbar gelaufen, oder?

Peter Giesen: Ja. Nur irgendwann kamen dann die Schmidt Spiele auf uns zu. Die Schmidt Spiele haben nämlich die Marke …

Klaus Weßendorf: Ja klar, richtig.

Peter Giesen: … (unv. #00:13:36.8#) sage ich schon, ist unser „Mensch ärgere dich nicht“. Bitte weisen Sie mal nach, wie viele Spiele Sie denn in den letzten, seitdem Sie es angelegt haben, verkauft haben. Und davon hätten wir gerne was. Und ab sofort sowieso schon nicht mehr. Und dann machst du eine Unterlassungserklärung und wenn du es nochmal machst, dann zahlst du noch mal viele, viele tausend Euro. Ich glaube, das war die teuerste Abmahnung.

Klaus Weßendorf: So einfach ist der Weg zur ersten Million.

Peter Giesen: So einfach, die nicht zu bekommen. Ganz genau. Und das ist einfach Unerfahrenheit. Das heißt, dass auch Markenschutzrechtsverletzungen ganz extrem präsent sind, ohne dass wir großartig drüber nachdenken. Also im Grunde müsste bei jedem Ding, was wir anlegen und wir mal außerhalb des Produktes schauen, einfach recherchiert werden: Darf ich das, darf ich es nicht? Ein anderes Thema war „Red Bull verleiht Flügel“. „Verleiht Flügel“ ist markenschutzrechtlich geschützt, kannst du nicht verwenden, darfst du nicht verwenden. Wir hatten aber so „Traubenzucker verleiht Flügel“. Ach, da gibt’s noch so viele.

Klaus Weßendorf: Das ist spannend. Wenn ich wir vorstelle, Karneval, was ja ausfällt, ich bin Flügelverleiher, dann darf ich mich mit solchen Dingen beschäftigen.

Peter Giesen: Ja, darfst du „verleiht Flügel“ definitiv nicht, bist du dran.

Klaus Weßendorf: „Mensch ärgere dich nicht“ habe ich letzte Woche bekommen, gibt’s auch ein schönes Trinkspiel jetzt auf einer Bierpalette und sind vier halbe Bierflaschen immer auf den einzelnen Funktionen.

Peter Giesen: Auch toll.

Klaus Weßendorf: Ist wahrscheinlich auch schon Grauzone, oder?

Peter Giesen: Darf nicht „Mensch ärgere dich nicht“ genannt werden. Also, wenn es „Mensch ärgere dich nicht“ heißt, dann hatte er bislang Glück.

Klaus Weßendorf: „Mensch ärgere dich nicht“, wie lange habt ihr mit Produktdatenaufbau gebraucht?

Peter Giesen: Oha!

Klaus Weßendorf: (unv. #00:15:12.7#) PIM, Produktinformationsmanagement-System-Einsatz oder habt ihr es in einer Warenwirtschaft abgebildet?

Peter Giesen: Wir haben es in einer Warenwirtschaft abgebildet. Wir haben immer mal gedacht, dass wir das auch automatisieren können, auch die Produktbeschreibungen. Ist aber ein Riesenkoloss, aber ich denke mal, das ist auch der nächste Step.

Klaus Weßendorf: Wollte ich grad fragen, Produktbeschreibung liegt da natürlich erst mal in Deutschland, das ist klar. Wer übersetzt das dann?

Peter Giesen: Amazon.

Klaus Weßendorf: Wow! Das wusste ich nicht.

Peter Giesen: Ja, kannst du für bezahlen. Weil unsere Artikel sind dann auch in Italien, sind dann auch für andere Länder verfügbar.

Klaus Weßendorf: Also perfektes Fulfillment an der Stelle.

Peter Giesen: Ja. Es macht natürlich auch nur dann Sinn, wenn die Artikel auch in Italien verkauft werden können. Also jetzt dort deutsche Beschriftungen auf irgendwelchen Produkten, deutsche Claims auf Holzschildern oder so, kommt nicht immer gut an. Es sei denn, und so viele Deutsche wohnen dort nicht, als dass sich das rechnen würde.

Klaus Weßendorf: Also Südtirol würde noch gehen?

Peter Giesen: Südtirol, ja. Aber ansonsten sind wir halt sehr bemüht, in der Warenwirtschaft das alles abzubilden.

Klaus Weßendorf: Ich stelle mir gerade vor, es geht ja weiter, wenn man es zu Ende denkt. Dann habt ihr die Produktbeschreibung auf Italienisch zum Beispiel.

Peter Giesen: Mhm (bejahend).

Klaus Weßendorf: Ich vermute mal, ihr macht immer mehr Produktvideos auch?

Peter Giesen: Mhm (bejahend).

Klaus Weßendorf: Die müssten dann ja auch übersetzt werden. Dafür brauchst du dann meistens auch einen Sprecher…

Peter Giesen: Ja, meistens lassen wir den Text raus.

Klaus Weßendorf: Okay! Oder nur Untertitel machen?

Peter Giesen: Machen wir auch nicht. Weil das ist in der Regel selbsterklärend. Wir reden ja über Geschenkartikel. Der Kunde möchte im Grunde eine Tasse aus verschiedenen Richtungen haben oder mal in einer Anwendung, sie haben vielleicht eine Tasse jetzt nicht (unv. #00:16:49.9#), aber viele andere Dinge sehen. Und da ist das nicht so ganz groß erforderlich. Also nicht in unserem Produktbereich.

Klaus Weßendorf: Wir kommen schon zur letzten Frage, Peter.

Peter Giesen: Was, echt? So schnell geht das hier.

Klaus Weßendorf: Wenn wir in zwei Jahren hier sitzen und über Amazon reden, wirst du dann freundlich lachen und sagen, nur noch Segen? Was glaubst du, was ist das Thema von Amazon?

Peter Giesen: Oha! Ich werde immer auf Kriegsfuß stehen. Also ich werde definitiv immer auf Kriegsfuß stehen mit Amazon. Ich weiß aber, dass ich für mich die Verantwortung und meinem Team gegenüber habe. Und ich habe irgendwann mal die Entscheidung getroffen, mit Amazon zu arbeiten, weil sonst würden wir nicht da stehen, wo wir jetzt stehen.

Klaus Weßendorf: Wie viele Mitarbeiter hast du?

Peter Giesen: 46. Das heißt, ich muss 46 Menschen bezahlen. Und das kann ich nicht durch einen Lagerverkauf, durch einen eigenen Webshop und durch einen stationären Handel, der sowieso gerade zu ist. Von daher muss ich diese Karten spielen.

Klaus Weßendorf: Okay! Du stehst auf Kriegsfuß, und was ist das Thema in zwei Jahren mit Amazon?

Peter Giesen: Das Thema in zwei Jahren, würde ich mir wünschen, es wird noch intensiver sein. Intensiver insofern, als dass diese Zeit, in der wir uns jetzt gerade bewegen, im Grunde uns nur dahin bewegt, dass wir so mal eben noch weitere fünf oder zehn Jahre katapultiert werden. Und wir werden uns in zwei Jahren mit Sicherheit da wiederfinden, wo wir eigentlich in zehn Jahren hätten sein sollen, würden, dass viele Einzelhändler, die jetzt nicht diesen Weg gehen, es nicht mehr geben wird. Das wird schon dieses Jahr eintreffen. Wir sind halt in einem strukturellen Konsolidierungsprozess. Das ist nicht nur seit jetzt letztem Jahr, schon seit 20 Jahren, wir sehen es an den Kaufhäusern.

Klaus Weßendorf: Ein spannender Ausblick, Peter. Ich danke dir ganz lieb, …

Peter Giesen: Gerne.

Klaus Weßendorf: … ganz herzlich. Spannender Ausblick und Einblick in die Amazon-Welt. Und wir hatten heute zu Gast den Krieger, Peter Giesen. Und schaut wieder rein, wenn es heißt „Wessi´s Digitalk“. Bleibt gesund, munter bleiben! Euer Wessi. Danke!